Exakta Varex Signet

Exakta Varex - die Doppelsystemkamera


Herzlich Willkommen bei der ersten SLR mit Wechselsuchern auf Photo but More by Horst Neuhaus
Varex Anzeige 1951

Nach dem Auslaufen der Kine Exakta im Jahr 1949 stellte Ihagee Dresden eine völlig überarbeitete Exakta vor. Die Kamera erhielt erstmalig in der Geschichte der Spiegelreflexkameras einen austauschbaren Sucher!
Der von der Kine bekannte Lichtschachtsucher konnte nun aus dem Kameragehäuse entnommen und gegen einen Prismeneinsatz ausgetauscht werden. Damals eine Sensation erster Güte, war nun auch mit dem Spiegelreflexsystem der Exakta ein seitenrichtiges und aufrechtstehendes Sucherbild möglich! Diese technische Neuerung hatten soeben die Contax und die Rectaflex mit einem fest in das Gehäuse integrierten Prismensucher eingeführt. Ihagee zog schnell nach und schuf mit der Austauschbarkeit der Suchersysteme gleich wieder neue Maßstäbe. Dafür wurde zugleich ein neuer Name kreiert, der das bisherige "Kine" in der Verkaufswerbung für die Exakta und in der Literatur ersetzen sollte: "VAREX".

Doch war dieser Name in den USA - damals Hauptabsatzmarkt der Exakta - vom Hersteller der Argus Kameras typgeschützt. Ein Objektiv der Argus trug bereits diesen Namen. Rechtliche oder finanzielle Möglichkeiten einer Einigung mit Argus gab es offenbar nicht. Was also tun? Verzichten wollte man in Dresden auf diese, wie man glaubte, innovative Namensschöpfung nicht. Also erhielten in die USA exportierte Exakta Kameras ein Typenschild mit der Modellbezeichnung „V“.

Diese Namensrechtsproblematik ist auch der Grund, weshalb die ersten Suchereinsätze mit der rückwärtigen Gravur "VAREX" heute so selten sind: diese anfängliche Sucherbezeichnung wurde wieder aufgegeben, auch für nicht exportierte Lichtschacht- oder Prismensucher, und durch die Gravur "IHAGEE" ersetzt.

Dieses Namensproblem begleitete die US-Exporte der Exakta bis in die 1960er Jahre. In meiner Abteilung Export-Exakta's finden Sie dazu weitere Details.

Exakta Varex 1. Modell

Exakta Varex Modellreihe
Daten und Fabriknummern


Typ: einäugige 24 x 36 mm Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm, Hersteller Ihagee Dresden
Produktionszeit: 2/1950 – 5/1951
Fabriknummern: 667.105 – 691.209
gebaute Stückzahl: 21.160 in 2 Modellausführungen (4 Modelle nach Richard Hummel)
Frontplatten: Exakta Varex, Exakta V. (bei USA-Exportmodellen)

Ausstattung: Gussgehäuse aus Leichtmetall; wechselbare Suchersysteme; Schnellaufzug
Schlitzverschluss mit 12 bis 1/1000 sec (12, 11, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, ½, 1/5, 1/25, 1/50, 1/100, 1/150, 1/250, 1/500, 1/1000. Z und B), Vorlaufwerk (= Selbstauslöser, auch für Langzeiten) 6, 5, 3, 2, 1 ½, ¾, 1/5 sec.; jetzt 2-fache Blitzsynchronisation für Blitzbirnen (V) und Elektronenblitz (E); Mehrfachbelichtungsmöglichkeit, Lichtschachtsucher mit Verschlusssperrhebel, Filmmesser für teilbelichtete Filme, abnehmbare Rückwand; Objektivbajonett für ein umfangreiches Objektivangebot aller Spitzenhersteller; großes Zubehörprogamm.

Exakta Varex 1. Modell

Exakta Varex 1. Modell – geschraubte Filmbühne
(Richard Hummel-Modell 013)


Produktionszeit: 2/1950 – 11/1950
Produktionsnummern: 670.529 – 683.017
Stückzahl: 12.965 (RH)

Ausführung: Blanke Gehäuseteile weiterhin in Nickel poliert; vier Blitzbuchsen, mit V/E – Gravur. Gebogener Filmaufzugs-/Spannhebel, Zählwerk mit Rändelrad, noch ohne zusätzliches Einstellrad; Verschlusszeitenknopf mit 19 mm Durchmesser und „B Z“-Gravur. Bajonettring noch ohne Außenbajonett. Anfangs nur runder Frontplattenausschnitt für den Auslöserknopf, ab etwa Nr. 682xxx auch mit eckigem Ausschnitt zur Sicherung gegen Verdrehen.

Bei den ersten Ausführungen lag die seitliche Befestigungsschraube für das innere Aufzugs-Abdeckblech noch unzugänglich unter der Chromabdeckung. Bei späteren Kameras ist diese tiefer angeordnet (ab 676538, 676824, 677238) damit das Abdeckblech gelöst werden kann, ohne zuvor die Chromabdeckung entfernen zu müssen.
Erste Ausführung der Exakta Varex, frühes Modell noch mit dem VAREX-Lichtschachtsucher. Man erkennt bei abgenommener Rückwand gut die mit dem Gehäuse verschraubte Filmbühne - wie bei den Kine-Modellen mit 4 Schrauben.


Exakta Varex 2. Modell

Exakta Varex 2. Modell – gegossene Filmbühne
(Richard Hummel-Modelle 014 und 015)

Produktionszeit: 11/1950 – 2/1951
Produktionsnummern: 676.768 – 691.209
Stückzahl: 4.295 (RH)

Diese Ausführung hat gegenüber dem 1. Modell folgende Abweichungen:
Die Filmbühne ist jetzt fester Bestandteil des Aluguss-Gehäuses. Der Verschlusszeitenknopf wird anfangs noch mit grober, später mit feinerer Riffelung gefertigt; die Basis unterhalb der konischen Abschrägung ist unterschiedlich hoch. Der Frontplattenausschnitt für den Auslöseknopf ist überwiegend eckig, jedoch wurden bis zuletzt auch Frontplatten mit rundem Ausschnitt verbaut (Nr. 691 209 mit rundem Ausschnitt).

Die zweite Ausführung der Exakta Varex erhielt mit einem noch im ersten Produktionsjahr neu konstruierten Gussgehäuse jetzt eine fest angegossene Filmbühne. Ansonsten hat es, bis auf die beschriebenen geringfügigen Fertigungsabweichungen, keine äußerlich erkennbaren Unterschiede zwischen den beiden Modellvarianten gegeben.


Bei genauem Hinsehen erkennt man in den obigen Bildern links am Lichtschachtsucher den noch von der Kine übernommenen Verschlusssperrhebel. Erst bei aufgeklapptem Lichtschacht gibt diese simple Mechanik den Auslöserknopf frei. Bei vielen der heute angebotenen frühen Exakta's ist dieser zierliche Hebel leider abgebrochen. Diese Problematik war auch damals schon bekannt.
Zudem war bei Verwendung des Prismeneinsatzes keine Verschlusssperre verfügbar. Deshalb wurde mit der Exakta Varex VX im Jahr 1953 eine andere Lösung mit einem drehbaren Verschlusssperrhebel auf der Frontplatte angeboten.

Exakta Varex chrom
Abweichende Einzelstücke:
Nr. 677.238 - eine Exakta Varex mit ganzverchromtem Gehäuse (Foto links).

In diesem Fabriknummernbereich ist die übliche Ausführung der 1. Version (s. Fotos oben) ansonsten Nickel poliert bzw. schwarz lackiert.

Zählwerk der Varex
Das Foto rechts zeigt das Zählwerk der Exakta Varex in der bei beiden Modellen verwendeten Ausführung ohne zusätzliches Einstell-Rändelrad.


Exakta Varex 3. Modell 1951**
(RH 016) – Angaben von Richard Hummel:


Produktionszeit: 3/1951 – 5/1951
Stückzahl: 3.900 (RH)
"Gehäuse jetzt mit Ganzverchromung, neue Trageösen, Rückwand mit Scharnier befestigt, Öffnung in rechter Deckplatte für Filmtransportanzeige, größerer Filmraum (für Transport Patrone zu Patrone), neue Filmspule, Rückspulknopf (statt bisher Hebel), stärkere Stativaufnahme, Frontplatte mit eckigem Ausschnitt für Auslöseknopf."

**Bei dieser Exakta-Modellvariante unterlief Richard Hummel in seinem Standardwerk "Kameras aus Dresden" einer seiner wenigen Irrtümer: Tatsächlich sind in dieser Ausführung keine Kameras mit dem Varex / V-Schild bekannt! Die technischen Angaben entsprechen vielmehr denen der 1. Ausführung der Exakta Varex VX / Exakta VX.

Prägungen im Bodenleder der Exakta Varex

EXTERNARÜberwiegend erhielten die Varex-Kameras eine Prägung im Bodenleder. Hierfür sind vier verschiedene Leder-Prägestempel verwendet worden:
„Made in Germany“ / „Germany EXTERNAR“ / „Germany EXTENAR“ / „Germany EXTE NAR“.

Mir ist kein System für die Stempelung bekannt, das sich an Seriennummern orientiert. Sowohl die Varex als auch die V. sind in jeder Stempelvariante als auch ohne Prägung zu finden. Die „EXTE...“-Stempel wurden für Exporte über die 3 Berliner Westzonen benutzt. Es ist anzunehmen, dass jede Exportkamera mit einer Prägung im Bodenleder versehen wurde. In meiner Seite der Export-Exakta finden Sie darüber noch mehr.

Verkaufspreise der Exakta Varex 1951 (Listenpreise, es bestand Preisbindung):

mit Tessar 3,5/5 cm 450,00 DM
mit Primoplan 1,9/5,8 cm 491,50 DM
mit Biotar 1:2/5,8 cm 675,00 DM


Die Exakta Varex war in (West-)Deutschland nur sehr begrenzt lieferbar. In einigen Photo-Porst-Katalogen dieser Jahre ist die Kamera erst gar nicht zu finden. Ein großer Teil der Produktion wurde exportiert, vor allem als "Exakta V" in die USA. Dort war die Exakta neben der Leica das Synonym für Qualitätserzeugnisse Made in Germany. Zusätzlich gelangten auch nicht wenige Exakta Varex auf dem Umweg über US-Besatzungssoldaten in die USA. Bei dem damaligen DM/Dollarkurs von etwa 4:1 war das kein schlechtes Geschäft... Fotogeschäfte in der amerikanischen Besatzungszone wurden von den Importeuren damals vorzugsweise beliefert.

Erst später mussten die Ihagee-Erzeugnisse im Laufe der 1950er Jahre und in der Folge des "Kalten Krieges" mit einem besonderen Herkunftsvermerk als Erzeugnis aus dem "sowjetischen Machtbereich" gekennzeichnet werden (Export-Exakta)..



Posted 2007/09/08 last updated 2020/01/11 Copyright © by Horst Neuhaus